Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die gesellschaftspolitischen und die damit einhergehenden haushalterischen Herausforderungen, vor denen wir zunehmend stehen, verlangen nicht wenig Kreativität und Optimismus. Wohin kann sich das Bibliothekswesen in den Städten und Gemeinden angesichts klammer Kassen entwickeln? Schaffen wir es überhaupt, den bisher erarbeiteten Stand zu erhalten? Wird das Engagement die schwindenden Mittel kompensieren können? Werden alte ostdeutsche Fähigkeiten, wie die, aus fast nichts Beachtliches zu schaffen, wieder mehr an Bedeutung gewinnen?
Der Soziologe Steffen Mau bearbeitet in seinem Bestseller-Sachbauch "Ungleich vereint" die Frage, warum der Osten anders bleibt. Er analysiert eine Ossifikation, die anstelle einer Angleichung zu verzeichnen sei, sieht Gründe in einer ausgebremsten Demokratisierung, einer Verstetigung westdeutscher Eliten in Ostdeutschland und einem kaum aufzuholenden finanziellen Polster der ostdeutschen Bevölkerung. Aufgrund der gesellschaftlichen Vorgeschichte gebe es eine gewisse Abneigung gegen die in Westdeutschland ausgeprägten Vereinsmitgliedschaften, eine geringe Parteienbindung und dadurch eine Skepsis gegenüber der Politik. Die Auswirkungen sehe man nicht zuletzt in den Wahlergebnissen. Mau kommt zu dem Schluss, dass viele heute feststellbare Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bleiben werden. Aus der Entwicklung im Osten müsse der politische Raum anderes gedacht und gestaltet werden. Es ergebe sich jedoch die Möglichkeit, dass der Osten ein "Labor der Partizipation" werde. Dabei helfe den Menschen die Nachwirkung der positiven Erfahrung der "Runden Tische". Deshalb unterstützt Mau, um Verfahren der Willensbildung und Entscheidungsfindung zu verbessern, die Einführung bzw. Stärkung von "Bürgerräten", die wiederum gegen politische Entfremdung und Parteienverdrossenheit wirken können. Bürgerräte seien u.a. auch Lernorte der Demokratie. Sie ermöglichen Bürgern die Erfahrung, mit anderen in respektvolle wechselseitige Gespräche einzutreten, sich als politisches Wesen zu erkennen, und das nicht nur in Bezug auf sich selbst, sondern auch in Bezug auf das Gemeinwesen. Nicht zuletzt können Bürgerräte Proberäume für den politischen Nachwuchs aus der Mitte der Gesellschaft sein. "Was wir brauchen, sind Ertüchtigungsmaßnahmen der Demokratie- zur Abwehr von Allmählichkeitsschäden" (S. 145).
Hinweisen möchte ich noch auf den Sächsischen Ausbildertag am 15.05.2025 bei uns in der Landesfachstelle. Er wird in Kooperation mit den Ausbildungsberaterinnen der Regierungsbezirke durchgeführt und thematisiert die aktuellen Entwicklungen im FaMI-Bereich. Anmeldungen sind bereits jetzt über unsere Homepage möglich.
Auch den 11. Juni bitte ich Sie, sich vorzumerken. Ab 16 Uhr präsentieren wir zusammen mit "film.land.sachsen" einen Kurzfilmsommerabend. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir unsere neue Filmtechnik aufbauen und ausprobieren. Diese können Sie dann künftig für Kinovorführungen in Ihren Einrichtungen ausleihen.
Ich verbleibe mit herzlichen Grüßen vom gesamten Fachstellenteam
Ihr Robert Langer |